Boardtest Downwind Jimmy Lewis M14 und Jimmy Lewis Rail

Jimmy Lewis Downwind-Test - Ein Traum in Gelb, und in Blau...

Ende Januar 2023 in Düsseldorf. Auf der Boot präsentieren wir das SUP Zelt BAJAO Cabin (www.bajao-sup.com). Das Produkt, dass in der Surf-Halle die meiste Aufmerksamkeit erhält. Ich habe mich voll auf das Touring-Thema verlegt und alles andere erst einmal etwas hinten angestellt. Und doch treibt es mich immer wieder zu einem Stand am anderen Ende der Halle: Jimmy Lewis.
Jan, der mit seiner Firma Haiku Sports als Distributor für Jimmy Lewis in ganz Europa agiert, kannte ich bis dato nur über die Sozialen Medien und von einem Telefonat.

Nur noch Gelb im Kopf

Test Jimmy Lewis M14 und Jimmy Lewis Rail

Während ich das erste Mal über seinen Stand schlendere, habe ich plötzlich nur noch „gelb“ im Kopf. Es dauert eine Weile bis ich das Board finde, das mein Unterbewusstsein gelb eingefärbt hat: M14. Ein 14-Fuß Downwind-Traum in Gelb. Klassisches Shape mit viel Nose-Rocker und 28er Breite. Sofort schießt es mir durch den Kopf: Ich muss DAS ausprobieren. Auch der Rail, ein etwas moderner geshaptes Downwindboard findet meine Aufmerksamkeit.

Es dauert ein halbes Jahr, bis der Plan in die Tat umgesetzt ist. Auf den 16. Juli habe ich einen Downwind-Workshop terminiert. Die perfekte Gelegenheit, beiden Raketen in den Bedingungen zu testen, für die Jimmy Lewis sie geschaffen hat. Ich möchte an einem Tag die gleiche Strecke zweimal paddeln. Julia, die mich im Kurs unterstützt, fährt die erste Tour auf dem Rail, ich nehme den M14. Auf der zweiten Tour wechseln wir.

Unterschiede zwischen Jimmy Lewis M14 und Rail

Als der Anhänger mit den Boards am Startpunkt eintrifft, hat der Wind bereits von Süd auf West gedreht. Darauf haben wir gewartet. Nach einer kurzen Einweisung und Tipps für meine Teilnehmer geht es los. Das M14 macht schon beim Weg zum Wasser einen guten Eindruck. Es ist erstaunlich leicht und perfekt verarbeitet. Die Rockerlinie ist deutlich stärker ausgeprägt als beim Rail und das Shape wirkt weniger technisch im Vergleich zum hauseigenen Konkurrenten. Wo das Rail mit einem leichten Double Concave und und ausgeprägterer Kiellinie aufwartet, ist das M14 einfacher gehalten. Besonders auffällig am Rail ist die flachere Rockerlinie und die leicht nach innen versetzten Rails. Das macht ihn schneller und bei ein wenig Geschwindigkeit auch kippstabil.

Das M14 nimmt sich die vollen 28 Inch, die Rails fallen gerade ab. Dadurch ist das M14 gerade bei wabbeligen Bedingungen etwas stabiler, aber es ist auch etwas langsamer als das Rail.

Beide Boards sind reinrassige Downwind-Boards, eigenen sich aber natürlich auch für zügiges Touren auf Seen oder Flüssen. 4 Plugs um ein Gepäcknetz auf der Nose zu spannen sind bei beiden Boards vorhanden.

Die erste Strecke mit dem Jimmy Lewis M14

Auf den ersten Kilometern der Tour laufen durch den vorhergehenden Südwind größere Seitenwellen  ein. Einige Teilnehmer des Workshops müssen kämpfen, um nicht zu oft baden zu gehen, aber alle schlagen sich wacker. Der M14 zeigt schon auf den ersten Metern was ihn auszeichnet. Er ist unglaublich stabil auch bei Seitenwelle.
Nach den ersten Kilometern ordnen sich die Welle. Sie kommen nun von Achtern und werden deutlich größer. Beileibe nicht der heftigste Downwinder, aber es sind auch Downwind-Novizen im Feld, denen die Bedingungen schon sichtlich Spaß machen.

Ab hier muss ich mich wirklich darauf konzentrieren, den anderen Teilnehmern meines Kurses nicht wegzufahren. Das M14 springt sofort auf jede Welle an und schiebt nach vorne. Durch die 14er Länge, in letzter Zeit war ich hauptsächlich auf kürzeren Boards unterwegs, ist es ein Leichtes, von einer Welle auf die nächste vorzufahren. Es fühlt sich alles so unglaublich vertraut an, als hätte ich nie auf einem anderen Board gestanden.
Dabei kommen Erinnerungen an mein erstes Downwind-Board zurück. Ein Naish Glide, ähnlicher Noserocker, mit 26,75 inch etwas schmaler aber bei weitem nicht so agil wie das M14. Auch Lenken ist auf dem M14 in den knapp 70 cm hohen Wellen kein Problem. Über das Pintail lässt es sich leicht in die gewünschte Richtung manövrieren.

Eigentlich möchte ich das Rail jetzt gar nicht mehr ausprobieren, denn es kann ja nicht mehr besser werden. Trotzdem ist die erste Tour beendet und ich habe ein breites Grinsen im Gesicht, als wir wieder zum Startort fahren.

Weiter mit dem Jimmy Lewis Rail

Nun habe ich das Rail unter den Füßen und Julia ist sichtlich erfreut, auf das M14 umsatteln zu können. Gerade die ersten Kilometer mit der Wellen von der Seite, haben sie kämpfen lassen. Das Rail verhielt sich deutlich nervöser als das M14, welches sie bereits zuvor auf Flachwasser getestet hatte.

Der Wind ist zurück gegangen und mit ihm auch die Wellen. Die ersten zwei Kilometer hatten wir zwar noch Seitenwellen, aber kein Vergleich zur ersten Tour. Ein einsetzendes Gewitter zwingt uns zur Pause auf dänischer Seite und es dauert etwas, bis der Wind wieder einsetzt. Doch im Norden ist auf den Wind immer Verlass. So startet die zweite Runde mit ein wenig Verspätung und kleineren Wellen.
Aber auch der Rail überzeugt mich zu 100% und ich komme ins Grübeln: „Welches Board finde ich besser? M14 oder Rail?“ In diesem unachtsamen Moment wirft mich eine charakterlose Seitenwelle vom Brett und ich kann mir die Rail des Rails auf Augenhöhe betrachten.

Mit Wut auf die Welle

Mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch ob der unerwarteten Abkühlung, hüpfe ich wieder aufs Brett und will jetzt wissen, was in ihm steckt. Für einen kurzen Augenblick denke ich nicht mehr über den Workshop nach, sondern möchte den Rail nur einmal kurz für mich durch die Wellen prügeln. Hinter mir sehe ich ein ordentliches Set kommen. Ich warte, lasse die erste Welle durch und bin mit einem Paddelschlag in der nachfolgenden Welle. Und das Rail geht ab! Es schiebt sich so schnell nach vorne, dass ich mit einem Crossstep nach hinten auf das Tail laufen muss, um es in der Welle zu halten. Die Nose vibriert leicht in der Luft. Das Gewicht wieder ein bisschen nach vorne verlagert, nimmt das Rail erneut Fahrt auf, das V-Shape gleitet über die vorauslaufende Welle und mit einem weiteren Paddelschlag schiebe ich mich eine Welle weiter nach vorne. Und danach noch eine. Und noch eine…  Ich kann gar nicht genug kriegen und schauen in voller Fahrt nach hinten. Meine Mitpaddler habe ich mittlerweile weit hinter mir gelassen und ich beschließe, dass das Rail mir genug bewiesen hat. Ich setze mich zufrieden auf das Deck, lasse die Beine im Wasser baumeln und warte auf die anderen. Julia schießt auf dem M14 an mir vorbei. Auch wenn das Rail das schnellere Board ist, bedeutet das M14 genauso viel Spaß.

Die Generations und Sunovas der anderen Kursteilnehmer schließen langsam auf und wir schnappen uns gemeinsam noch einige Wellen auf dem Weg zum Ziel.

"Downwind macht auf jedem Board Spaß, solange es von Jimmy Lewis ist"

An dem Tag hatte jeder seinen Spaß und seine Erfolge. Aber mir hat der Tag die Liebe zu 14-Fuß-Boards zurück gebracht.
Ich habe mich letztendlich entschieden, das M14 zu behalten. Aber die Wahl ist mir nicht leicht gefallen. Es war 50:50 und ich mich hat letztendlich das allroundige Surf-Shape überzeugt. Denn die Bedingungen im Workshop waren für Downwind-Cracks eher kommod, was jetzt schon ein bisschen angeberisch klingt. Aber ich wollte das Quäntchen mehr an Stabilität für härtere Bedingungen, bei denen ich keinen Workshop für Downwind-Anfänger mehr gebe würde. Außerdem kommt es bei Downwind, zumindest nach meiner Definition, überhaupt nicht auf Geschwindigkeit an, sondern auf die Fähigkeit so viele Wellen wie möglich zu bekommen und zu surfen. Deswegen stehe ich auch nach wie vor zu meiner Meinung: Downwind geht auf jedem Brett! In Gedanken schiebe ich von jetzt an aber immer hinterher: "Wenn es von Jimmy Lewis ist"

Fazit

Wer dennoch mehr Wert auf Geschwindigkeit legt und auch viel auf Flachwasser unterwegs ist, dem ist mit dem Rail besser geholfen. Auf dem Flachwasser hat das M14 dem Rail nichts entgegenzusetzen. Was beide Bretter gemeinsam haben, ist die geniale Sandwich-Bauweise, mit der alle Jimmy Lewis Boards aufwarten. Sehr leicht, sehr robust, nicht zu steif… Eigentlich müsste ich beide Boards haben, aber dafür reicht das Budget nunmal nicht. Ich nehme für längere Touren eh lieber ein iSUP (jetzt ist es raus) und wie schon erwähnt, hat mich das Plus an Stabilität zum M14 gebracht. 

Möchtest Du Downwind ausprobieren?

Wenn Du dich dem Thema Downwind nähern willst, buche doch auch einmal einen Downwind-Workshop. Die guten Downwind-Tage komme jetzt erst und ich kann Dir versprechen: Es gibt fast nicht schöneres, als eine längere Strecke von Welle zu Welle zu surfen.

 

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen

Diese Website ist durch hCaptcha geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von hCaptcha.