Wer mich kennt weiß, ich bin ein großer Freund von Innovationen. Mut und Machen gepaart mit Kreativität bringen Neues in Bewegung. Anders als Besserwisserei und das ewige nach gestern gewand sein. Es ist immer wieder erstaunlich, dass die meisten Innovationen in unserem Sport von kleinen Firmen kommen.
In diesem Fall hat mich Duncan Flussmensch auf ein neues Paddel aufmerksam gemacht. Schon der erste Blick machte mich neugierig. Ein wasserdurchlässiges Paddel? Kann das funktionieren? Zuletzt hatte ich so etwas beim SUP-Polo gesehen. Starboard hatte hier Paddel mit einem Loch zur besseren Ball-Führung versehen. Jedoch hatte es nicht mit effizienterem Paddeln zu tun. Genau das ist es aber, was Oscar Propulsion, ein Ingenieurbüro aus England, verspricht. Was also steckt hinter dem neuen, patentierten Paddel?
Das Blatt des Paddels ist mit 42 schmalen Schlitzen in zwei Spalten versehen, durch die das Wasser hindurch strömen kann.
Die Schlitze sind schräg in einem Winkel in das Blatt eingebracht, wodurch die Effektivität des Paddelschlages nicht leiden soll. Dafür kompensieren sie aber den Unterdruck auf der Rückseite des Powerfaces, was zu einer Reduktion der physischen Auswirkungen auf den Körper führt. Ein sanfterer Übergang von Catch zu Zugphase also. (Wer sich übrigens mit den vier Phasen des Paddelschlages (Catch, Zugphase, Exit und Recovery) nicht auskennt, dem empfehle ich dringend einen Technikkurs). Zudem soll es die Kontrolle während der Zugphase erhöhen und dadurch zu einer deutlich besseren Performance führen. Also keine Verschlechterung der Leistung, sondern vielmehr das Ausmerzen der Nachteile.
Doch wie wird das erreicht?
Während der Zugphase entsteht hoher Druck auf der zu uns gerichteten Seite des Paddelblattes, also dem Powerface des Paddels. Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht ein Unterdruck und das Wasser wird um das Paddelblatt in diesen Bereich gesogen, um ihn zu füllen. Dieser Rückfluss sorgt für Wirbel an den Kanten des Paddelblattes, was wiederum zu Kontrollverlust und Flattern führt.
Die Schlitze im Paddel lassen etwas Wasser durch. Gerade genug um einen Teil des Rückflusses zu kompensieren und somit den Sog zu reduzieren. Der Übergang zwischen Catch und Zugphase wird sanfter, aber es bleibt genug Druck im Powerface vorhanden, um sich an dem Paddel vorzuziehen. Durch diese kleine technische Raffinesse wird der Körper weniger belastet und man spart Energie, die Effizienz steigt. Das bestätigt übrigens auch das SUPBoarder Magazine. In einem direkten Vergleich gegen ein „uncut“ Paddel im August 2022 resümieren sie zum geschlitzten Paddel: „Super sanfter Catch, stabil im Wasser, klein Flattern und kein Verlust an Leistung.“
David Haze, ein britischer Ultra-Paddler, den ich bereits seit ein paar Jahres kenne, durfte das Paddel ebenfalls schon testen. David hält aktuell 8 Weltrekorde im SUP. Er bestätigte mir, dass gerade auf längeren Strecken um die 20 Kilometer und mehr die Belastung von Schultern und Unterarmen deutlich geringer sei, im Vergleich zu herkömmlichen Paddeln.
Wer hat’s erfunden?
Die Art, in der es der Erfinder erklärt, gepaart mit meinen Physik-Grundkenntnissen und fast 15 Jahren SUP-Erfahrung reichen aus, um es mir 100 Prozent vorstellen und nachvollziehen zu können. Ich habe mit dem Erfinder, der übrigens auch Duncan heißt, direkt gesprochen und wir haben uns ausgetauscht. Über meine Projekte und Ideen wie zum Beispiel BAJAO Cabin, seine Herangehensweise usw. Wir wollen evtl. zukünftig hier und da zusammen arbeiten bzw. denken darüber nach.
Seine Firma entwickelt Innovationen im Bereich Luftfahrttechnik, Marine und Sport und vertreibt die Patente in Lizenz. Er konzentriert sich also komplett auf die Entwicklung. Dennoch läuft gerade eine Indiegogo-Kampagne, bei der ihr das Paddel jetzt schon erwerben könnt. Es ist quasi ein Test, um zu sehen, wie stark das Interesse am Produkt ist. Parallel verhandelt er mit den Größen des SUP-Marktes über den Erwerb der Lizenz. Es könnte also durchaus sein, dass demnächst große namenhafte Unternehmen Paddel mit dieser Technik herstellen. Natürlich würde aber der Name des Erfinders unter den Tisch fallen gelassen und die Marke als Innovator präsentiert. So funktioniert Lizenzgeschäft und daher habe ich mich bisher dagegen entschieden und den mühsamen Weg der Eigenvermarktung gewählt.
Damit die angefragten Marken nicht auf die Idee kommen, selbst mit einem ähnlichen Produkt auf den Markt zu kommen, ist die Idee durch ein Patent geschützt. Auch das Procedere kenne ich und ich weiß wie teuer und aufwändig die Patentvergabe ist, zumindest in Deutschland. Ich kenne auch genug Beispiele, bei denen, auch namenhafte und jedem von uns bekannte SUP-Marken, sich am geistigen Eigentum anderer bereichert haben. Trotz Patent, das immer nur gewisse Länder abdeckt. Ein weltweites Patent kostet so viel Geld, dass das Produkt dadurch unbezahlbar würde. Auch hier ist also Mut und Strategie gefordert.
Zurück zum Paddel
Für mich steht fest: Ich brauche dieses Paddel! Ich will es unbedingt probieren. Auf meine Nachfrage soll es auch beim SUP-Surfen und im Wildwasser getestet worden sein und genauso seine Vorzüge ausspielen. Bei Indiegogo kostet es knapp 300 Euro. Ein Carbon-Paddel von Starboard, BlackProject, Blackfish etc. kostet bei weitem mehr. Es wird aktuell nur als 2-teiliges angeboten, ein einteiliges und 3-teiliges würde dann später der Lizenznehmer anbieten.
Ein Carbon-Paddel bekommt man aktuell schon unter 200 Euro, z.B. bei Decathlon. Allerdings ist das nicht mehr als ein herzloses Stück Kohlenstoff-Harz-Verbund, ohne dass sich der Entwickler großartig Gedanken gemacht hätte. Vielen reicht das und das ist OK. Aber ein gutes Paddel kostet nun mal Geld und wenn das Paddel auch nur ansatzweise hält, was es verspricht, sind 300 Euro ein Schnäppchen.
Fazit:
Um zu testen, ob es wirklich seine Versprechen hält, werde ich die Indiegogo-Aktion unterstützen und das Paddel bestellen. Auch wenn ich seit Jahren ansonsten nur einteilige Paddel nutze. Aber ich brauche ein neues Paddel für die Welle und da ist es mir ziemlich egal, ob es ein- oder zweiteilig ist. Mich hat das Konzept des geschlitzten Paddelblattes vollkommen abgeholt und es ist für mich nachvollziehbar. Dennoch möchte ich es gerne testen und meine eigenen Erfahrungen machen.
Wie eingangs erwähnt, imponiert es mir einfach, wenn jemand Mut und die Hingabe beweist und einfach mal etwas neu denkt. Auch wenn viele „Experten“ vermutlich vorher gesagt haben werden: Das klappt nicht. Das will niemand haben. Wir haben das schon immer so gemacht. Hört nicht auf die Stimmen, denn in den allermeisten Fällen haben sie selbst noch nichts eigenes erfunden. Ich hol mir so ein Ding und werde berichten. Als User und nicht als Experte.
PS:
Jeder der jetzt schon den Trend von morgen haben möchte und dem das Konzept einleuchtet: Hier geht es zur Indiegogo-Kampagne: https://www.indiegogo.com/projects/game-changing-sup-paddle#/
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